Frühling in der Südtürkei

Farbformen der Anemone coronaria
Farbformen der Anemone coronaria

In diesem Jahr wollen wir einmal vom Regionalflughafen Erfurt-Weimar unseren Frühjahresurlaub antreten. Die z.T. weiteren Anfahrten zu den Flughäfen sind nicht immer ein Hit. Der Flugplan von Erfurt ist recht übersichtlich: Antalya, Antalya, Antalya …

Also steht die Türkei als Reiseziel schnell fest. Wir quartieren uns in das Hotel Gardenia Beach in Karaburun ein, eine Hotelburg zwischen Side und Alanya. Strategisch gut gelegen können wir von hier aus die Küste und das Hinterland an der Türkischen Riviera erkunden.

Der nächtliche Transfer vom Flughafen nach Karaburun meistert der Transporter die 100km in knapp einer Stunde. Schnell werden uns so die Verkehrsregeln bewusst: Fahre wenn frei ist, egal welche Farbe die Ampel hat!

Frühling in der Südtürkei - eine Reise in die Kultur- und Naturlandschaft der Türkischen Riviera

Sonntag, 24.03.

Strahlender Sonnenschein und herrliche Sicht auf die Schneeberge des Taurus lassen uns nach gefühlten 6 Monaten doch noch zur Erkenntnis kommen, die Sonne gibt es noch. Ein herrlicher Spaziergang über die Bucht von Karaburun zu den beiden vorgelagerten Klippen lassen uns die Meeresluft und Sonne nach dem tristen Winter in Deutschland nur so aufsaugen.

Der Duft von Rosmarin und Cistrosen lassen uns zur Gewissheit werden, wir sind wieder im Süden gelandet. An Schmetterlingen sind insbesondere Wanderfalter wie der Postillion (Colias crocea) und Wanderbläuling (L. boeticus) in schnellem Flug unterwegs. Auch einzelne Weißlinge (P. napi und P. daplidice und (E. ausonia) flattern um die die Büsche, im Waldbereich ist das Waldbrettspiel gut vertreten (P. aegeria).

Auf dem Kliff machen wir auch gleich Bekanntschaft mit dem Hardun (Laudakia stellio), der einzigen in Europa vorkommenden Agamenart. Die Tiere sind hier intensiver blau gefärbt als die uns bekannten Exemplare von Rhodos.

Alaratal mit Festungsanlage
Alaratal mit Festungsanlage

Montag, 25.03.

Pünktlich um 10.00 Uhr wird uns unser Fahrzeug von Europcar Alanya bereitgestellt. Mit der Buchung in Deutschland über Tui Cars haben wir in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht. Das Auto (Renault Clio) macht nicht zwar nicht gerade den neusten Eindruck und hat bereits über 48000km auf dem Buckel, aber wir sorgen ja auch immer für einen weiteren größeren Verschleiß. Das fällt dann nicht so auf.

Wir machen uns sogleich auf ins nahe gelegene Alara-Tal. Dort liegt eine Karawanserei der Seldschuken-Türken aus dem Jahre 1231 mit Burganlage. Der Sultan ließ entlang der Handelsstraße von Alanya nach Konya im Abstand einer Tageslänge, also ca. 30km, sogenannte Karawanenstationen errichten. Hier konnten die Händler eine sichere Herberge beziehen. Im Flusstal angekommen, werden gerade die vielen Restaurants für den Tourirummel hergerichtet. Es ist zum Glück noch ruhig hier und wir versuchen einen Einstieg zur Burganlage zu finden. Schon unten fliegen in den kleinen Obstgärten mehrere Zielarten, nämlich der Östliche Osterluzeifalter (A. cerisy), sogar der Apollo-Osterluzeifalter (A. apollinus) und der östliche Dukatenfalter (L. ottomanus). Da müssen natürlich erst einmal Aufnahmen geschossen werden und das Falterherz schlägt gleich höher.

Der Aufstieg gestaltet sich dann doch komplizierter als gedacht. Nur mit Mühe finden wir den Eingang in den aufsteigenden Tunnel. Ohne Taschenlampe und Stirnlampe ist hier nichts zu machen. Wegmarkierungen werden auch in den kommenden 12 Tagen Fehlanzeige sein. 100m folgen wir dem Tunnel über steile Stufen nach oben, um schließlich die eigentliche Festungsanlage zu erreichen (Alara Kalesi). Von hier haben wir einen herrlichen Ausblick auf das Alaratal.

Pinienwald bei Sorgun
Pinienwald bei Sorgun

Dienstag, 26.03.

Der Tag heute ist nicht mehr so sonnig und etwas frischer, aber was heißt das schon bei 200C und -50 C in Erfurt. Der tägliche Blick auf die Temperaturen in der Heimat lassen uns hier die Temperaturen zusätzliche 10 Grad wärmer erscheinen. Wir steuern heute einen 300 Jahre alten Pinien- Wald an, den sogenannten Sorgun-Wald. Bekannt für seine Anemonen und Orchideen, aber auch dafür, dass der Wald einem geplanten Golfplatz weichen soll. Leider ist auch hier der Tourismusrausch nicht zu bremsen, Exoten wie uns, die den ganzen Tag in der Botanik unterwegs sind, sind nur Randerscheinungen. So sind wir auch im fantastischen Sorgunwald für uns alleine, genauer gesagt mit Müll, der hier von den Einheimischen überall liegen gelassen wird. Kein schöner Anblick, aber wir konzentrieren uns auf die herrlichen Anemonen (Anemone coronaria) und die ersten Orchideen am Wegesrand. Erstmalig verlieren wir bei einer Wanderung auch die Orientierung, keine Möglichkeit den Sonnenstand zu erahnen, muss ich schließlich den Kompass im I-Phone bemühen. Nur so können wir in diesem Wald die richtige Richtung wieder einschlagen. Schon bald läuft uns auch die erste Maurische Schildkröte (Testudo graeca) über den Weg. Zwischen den Anemonen ein herrlicher Anblick.

Auf dem Rückweg entdecken wir auch noch den Spargel, so haben wir irgendwann die schöne Orchideenart Violetter Dingel (Limodorum abortivum)genannt. Wie Spargelstanden treibt er aus dem Boden, leider noch in Knospe. Das bedeutet am Anfang des Urlaubes für uns – wir müssen noch einmal wieder kommen.

Apollon-Tempel in Side
Apollon-Tempel in Side

Endlich den Parkplatz wieder erreicht, fahren wir weiter nach Side, dem Touristenstädtchen zwischen Antalya und Alanya mit eigenem Flair, aber auch ein Ort mit wunderbaren Ausgrabungen und einem sehenswerten Amphitheater. Die engen Gassen durch die Altstadt meistern wir ohne an einem Laden anzuhalten. Am herrlichen Hafen trinken wir erst einmal frisch gepressten Orangensaft, bei 1€ für einen Becher braucht man noch nicht mal zu handeln. Direkt daneben ist ein kleiner Händler mit leckeren Pistazien und gebrannten Mandeln, da können wir natürlich nicht vorbei und kaufen uns ein paar Leckereien für den Abend. Allerdings sitzen wir so gemütlich am Hafen, dass die Vorräte schon vor Ort leicht dezimiert werden. Im "Aphrodite" stärken wir uns mit einem leckeren Illy-Cappucino für die bevorstehende Altstadttour. Der beeindruckende Apollon-Tempel aus dem 2. Jahrhundert mit seinen Medusengiebel bilden ein stimmungsvolles Ensemble gleich am Hafen.

Das große Römische Theater, der Agora-Bezirk und das große Nymphaion zeugen von einer beeindruckenden Geschichte dieser kleinen Stadt.

Alanya - Roter Turm mit Hafen
Alanya - Roter Turm mit Hafen

Mittwoch, 27.03.

Schon von weitem sichtbar beherrscht der gedrungene, 250m hohe Sattel des Burgfelsens die Küste – Alanya. Den touristische Hot Spot an der Türkischen Riviera wollen wir heute erkunden. Das Auto günstig geparkt, fahren wir gleich mit dem Taxi hinauf zum Burgberg, eine weise Entscheidung, jetzt ist die Sicht und das Wetter gut. Von der Seldschukenburg geht es über kleine verwinkelte Gassen hinauf zur Festung Ehmedek, hier haben wir einen fantastischen Ausblick auf den Cleopatrastrand, den Bergen des Taurus sowie dem Keybukat-Strand, die ganze Stadt und der Burgberg liegen uns zu Füßen. Die Abhänge zur Altstadt sind botanisch sehr interessant und hier finde ich auch zum ersten Mal den Ypthima asterope, ein sehr interessanter Augenfalter. Am Hafen kehren wir in das Lokal "Red Tower" ein und verzehren einen leckeren Salt mit grandioser Aussicht auf den Kai. Der 33m Rote Turm wurde 1224-1228 zum Schutz des Hafens gebaut und bildet ein Oktogon um eine Zisterne als Mittelachse. Unmittelbar in der Nähe liegt auch die legendäre Hinrichtungsstätte Adam Atacagi, wo Gefangene die Klippen hinuntergestürzt wurden. Erreichten sie allerdings mit einem Steinwurf das Meer, wurden sie im Heer aufgenommen. Wir hätten wahrscheinlich nicht überlebt J.

Natürlich darf eine Bootsfahrt um die Burganlage in Alanya nicht fehlen. Von Helmut überredet (so tauften wir den türkischen Touristenfänger) wagen wir eine Ausfahrt auf das heute sehr stürmische Meer. Es ist wirklich mehr als eine Ausfahrt, ein Abenteuer. Schon bald läuft einer nach dem anderen weiß an und wir werden bald gebeten vom Oberdeck zu gehen, da es zu gefährlich wird. Wir haben aber unseren Spaß und die teilweise riskante Fahrt an den Felsmauern entlang überstehen wir ohne seekrank zu werden.

Manavgat-Selalesi
Manavgat-Selalesi

Donnerstag, 28.03.

Das Wetter zeigt sich heute von der schönen Seite und wir machen uns auf in die Berge. Auf dem Weg dorthin kommen wir zunächst an den Wasserfällen von Manavgat vorbei. Für Wasserfallaufnahmen ist das Wetter schon wieder zu gut. Nur mit Polfiter, 2 starken Graufiltern und ISO50 bekomme ich längere Belichtungszeiten für fließendes Wasser hin. Der Platz hier ist aber sehr idyllisch, viele Türken erfreuen sich an der frischen Luft. Trotzdem sind es für uns noch keine richtigen Wasserfälle und es geht weiter hinauf in den Green Canyon. Touristisch ausgeschlachtet, sind wir nicht so begeistert vom Stausee und der Landschaft und kehren bald wieder um. Auf dem Weg zu einem kleinen Zoo entdecken wir eine tolle Orchideenrat, Orchis punctulata. Die hatte ich gar nicht auf dem Plan und umso mehr freuen wir uns über diese schöne Überraschung. Direkt daneben blühen noch schöne Anemonen und auch der Östliche Dukatenfalter fliegt hier gut. Selbst die Weibchen haben es hier schon aus der Puppe geschafft.

Der kleine Privatzoo lohnt sicher für eine Familie mit Kindern. Viel Federvieh und aus allen Herren Ländern sind zu sehen, leider recht wenig einheimische Tierarten. Aber dafür finden wir einen schönen Hardun (Laudakia stellio) und Eidechsen auf den Mauern, also doch etwas Einheimisches.

Auf der Rückfahrt streifen wir noch das Schild „Seleucia“, da war doch was. Sofort schlagen wir die Richtung ein und laufen den letzten Kilometer auf einem Waldweg zu einer antiken Ausgrabungsstätte. Neuere Forschungen identifizieren Seleucia als das antike Lybre, der bedeutendsten Siedlung im Hinterland von Side. Wir sind beeindruckt von den alten Mauern, dem Stadttor, der Agora, Markthalle und Odeion. Ein lauschiges, abseits des Tourismus gelegenes Kleinod. Auf dem Rückmarsch läuft uns noch ein großer Puppenräuber (Calosoma sycophanta) über den Weg, der muss natürlich erst noch fotografisch festgehalten werden.

Amphitheater von Aspendos
Amphitheater von Aspendos

Karfreitag, 29.03.

Heute wollen wir das besterhaltene Amphitheater Kleinasiens besuchen - Aspendos. Schon am Parkplatz merken wir, Touristenrummel. Viele Busladungen werden ausgekippt und in das Amphitheater gebracht, wir schließen uns an. Zum Glück brauchen wir uns nicht an Abfahrtszeiten halten und können so eine der reichsten römischen Handelsstädte in Ruhe besichtigen. Das einst 20000 Zuschauer fassende Theater besticht durch eine einmalige Akustik und einer fast gänzlich erhaltenen Bühnenwand. Während die meisten Besucher von hier wieder Richtung Bus wandern, erkunden wir das weitläufige Areal der antiken Stadt. Im Stadion versucht sich Antje am Steinweitwurf, in kleinen Tälchen blüht es wunderbar und Schmetterlingsarten wie der östliche Dukatenfalter oder auch beide Osterluzeifalterarten sind hier gut vertreten. Etwas enttäuscht sind wir von dem Zustand des Geländes, an vielen Stellen ist die Verbuschung so weit fortgeschritten, dass ein Weiterkommen zu größeren Ruinen gar nicht mehr möglich ist.

So machen wir uns noch auf zum Äquadukt, eine Ingenieurskunst der römischen Architekten. Entsprechend dem Prinzip der kommunizierenden Röhren wurde das Wasser zunächst in einen Wasserturm auf eine Höhe gebracht, durchfließt das Tal in einem niedrigen Äquadukt, um auf der anderen Seite des Tales durch einen weiteren Turm wieder durch den Druck des Wassers auf die ursprüngliche Höhe gebracht zu werden. Von einem frisch gepressten Orangensaft gestärkt verabschieden wir uns von Aspendos und genießen noch einen leckeren Cappucino in Side.

Das Amphitheater von Aspendos (Panorama aus 7 Hochformataufnahmen)
Das Amphitheater von Aspendos (Panorama aus 7 Hochformataufnahmen)
Dim-Höhle
Dim-Höhle

Ostersamstag, 30.3.

Die Wärme treibt uns heute in die Berge von Alanya, wir wollen die Dim-Höhle im Dimcaytal besichtigen und das Hinterland erkunden. Schon nach wenigen Kilometern hinter Alanya wird es dörflich und die Haine duften nach Orangenblüten. Wir öffnen die Fenster vom Auto und fahren langsam durch die Duftwolken, einfach herrlich. Bei der Auffahrt der Höhle entdecken wir schon ein nettes Restaurant, welches nur von Türken besucht ist, vor der Türe werden die Güzleme selber gefertigt.

Die Dim-Höhle ist mit einer Länge von 350m und drei großen Sälen die zweitgrößte begehbare Höhle der Türkei. Erstaunt sind wir über die relativ hohen Temperaturen in der Höhle, die Luft ist schlecht, anscheinend gibt es hier keine richtige Abluft. Wir genießen die wunderbaren Formen und Farben der Tropfsteinhöhe, der Weg führt tief hinunter bis zu einem kleinen See.

Vor dem Eingang entdecken wir noch eine Straße von Kiefernprozessionsspinnern. An eine mehreren Meter langen Ketten reihen sich über 100 Raupen dieser Spinnerart. Dabei hält jede Raupe mit den Haaren „Kontakt“ zum Vordermann. Da die Haare starke Allergien hervorrufen können, werden sie von den Mitarbeitern leider schnell entfernt.

Im Dimcaytal selber reiht sich ein Forellenlokal an das andere, richtige Aquaparks sind hier entstanden und warten insbesondere in der wärmeren Zeit auf Einheimische und Touristen, die sich bei einem Forellenessen abkühlen wollen. Am Straßenrand entdecken wir noch eine Stelle mit Orchis italica, leider nicht in fotografischer Reichweite.

Wir kehren aber noch im vorher ausgekundschafteten Restaurant ein und genießen bei einem Salat die wunderbare Aussicht auf die Küste mit Alanya.

Wenn wir aber schon einmal in der Nähe sind, wollen wir auch noch die Ausgrabungsstätte Syedra besichtigen, ebenso eine mehr vergessene und nicht weiter ausgeschilderte römische Siedlung im rauen Kilikien. Beim Ausstieg finden wir gleich mehrere Schildkröten an Getreidefeldrändern. Ein Tier fällt durch ein ruhigeres Verhalten auf und wir schauen uns das Tier einmal genauer an, es ist tatsächlich eine andere Art, die Breitrandschildkröte (Testudo marginata). Eine neue Schildkrötenart für uns.

Oben angekommen gegrüßt uns zufällig der ehemalige Leiter des archäologischen Museums von Alanya, er hatte die Ausgrabungen hier geleitet und machte gerade eine Privatführung für einen Freund, was für ein Glück.

Stadttor von Perge
Stadttor von Perge

Ostersonntag, 31.3.

Für Ostersonntag nehmen wir uns immer einen besonderen Ausflug vor, so auch in diesem Jahr. Wir fahren zur mächtigsten Stadt Pampyliens, Perge, sowie zu den Kunsulu Wasserfällen bei Antalya. In Perge soll schon Alexander der Große sein Hauptquartier bezogen und Paulus 48 n.Chr. seine erste Kirchengemeinde gegründet haben. Ein Ort also voller Geschichte.

Das 234m lange Stadion fasste 12000 Zuschauer und gehört zu den besterhaltenen in Kleinasien.

Durch ein großes Stadttor betreten wir die eigentliche Stadt mit ihren unglaublich vielen Bauwerken. Das heute noch z.T. funktionierende Wassersystem bietet gleich eine erste Überraschung, tausende Kaulquappen unterschiedlicher Amphibienarten tummeln sich hier im seichten Wasser. Die ersten Minierdkröten erklimmen in einem Massenansturm das Ufer und sammeln sich zu kleinen Gesellschaften. Geprägt wird dieses temporäre Gewässer von großen Beständen des Wasserhahnenfußes. Ein Kleinod mitten im antiken Perge. Wir verbringen auch hier wieder viele Stunden im Gelände und können uns auch ganz vorsichtig an einen prächtig gefärbten Hardun heranpirschen. Diese scheuen Gesellen sind überall zwischen den alten Steinen vertreten, ein idealer Platz.

Ein besonderes Highlight sind auch hier wieder die Maurischen Schildkröten (Testudo graeca). Durch lautes „Tock-Tock“ aufmerksam geworden, entdecken wir 2 Schildkröten bei der Balz. Das Männchen rammt laut hörbar den Panzer des Weibchens und treibt es immer wieder zwischen den Steinen in die Enge. Erst an einer freien Stelle steigt das Männchen auf das Weibchen auf und gibt lustige quietschende Geräusche von sich, während das Weibchen unter Kopfschwenkungen das Männchen beobachtet. Die rote Zunge des Männchens hat hier offenbar eine Signalwirkung.

Solche Naturbeobachtungen begeistern uns einfach immer wieder.

Kursunlu-Selalesi
Kursunlu-Selalesi

Die Fahrt führt uns von hier zu den Kursunlu-Wasserfällen, unterwegs läuft allerdings noch eine Marmorierte Süßwasserkrabbe über die Straße. Zum Glück fahren hier nur wenige Autos und Antjes Befürchtungen, dass nicht nur die Krabbe, sondern auch ich unter die Räder komme, sind unbegründet. Die Wasserfälle selber zählen zu den schönsten, die wir in der Türkei gesehen haben. Viele Einheimische sind heute am Sonntag hier, idyllische Plätzchen und wunderbare Ausblicke auf die Wasserkaskaden. Ein Pfad führt durch das kühle Tal zu den unteren Wasserfällen, von wo aus wir wieder aufsteigen zum Park. Hier picknicken die Türken mit den Familien, überall laufen die Samowars warm, es wird gegrillt und in der Familie oder mit den Freunden gespielt, ein Ort, an dem wir uns sehr wohl fühlen und die Zeit genießen.

Ostermontag, 1.04.

Es ist sehr warm und in Erfurt schneit es, jeden Morgen beobachten wir das Wetter, denken an die Daheimgebliebenen in der Kälte zu Hause und besprechen die Tagestour. Es geht nach Selge und den Köprülü-Kanyon-Nationalpark. Die richtige Aussprache der Namen fällt uns nach einer Woche immer noch sehr schwer.

Der Kanyon ist für Raftingtouren bekannt, bis zu 4000 lassen sich hier in den Wassermassen ca. 20km nach unten treiben. Wir dagegen bevorzugen es erst einmal die Römische Brücke zu besichtigen, mit 2,70m Breite eher für Pferdekutschen ausgelegt. Erst vor ein paar Jahren hat die Brücke überhaupt eine Steinmauer als Begrenzung bekommen.

Hier treffen wir den Studenten Sergan, wie sich später herausstellt, ein Glücksfall. Er bietet sich als heimischer Reiseführer an und will uns den Kanyon und den Apostel Paulus Weg zeigen. Tatsächlich wird es eine abenteuerliche Tour in den hintersten Winkel des Kanyons. Überall wachsen Johannesbrotbäume und Lorbeer, große Wassermassen stürzen aus Quellen unter unseren Füßen in den Kanyon, Wolfsmilch glitzert vor dem dunklen Fels als Farbtupfer. Am Ende stehe ich schließlich mitten im Fluss und kann auf der anderen Seite einen Einheimischen beim Angeln von Forellen zuschauen. Als besondere Attraktion steigen wir noch zu einer Höhle auf, die von Einheimischen im Sommer auch als Badeplatz besucht werden soll. Am Eingang finden wir noch ein pächtiges Exemplar einer Bufo bufo meridionalis, auch sie ist über unseren Besuch überrascht und darf gleich als Hauptdarstellerin auf den Chip.

Wieder am Auto angekommen, trauen wir unseren Augen nicht, es gibt Wegmarkierungen. Der Apostel Paulus Weg ist tatsächlich markiert und führt an den Ruinen einer 2000 Jahre alten Kirche zur einer weiteren römischen Brücke. Eine tolle individuelle Tour, über die wir uns sehr freuen.

Weiter geht die Fahrt aufwärts zum 1000m hoch gelegenen Selge. Durch die abgeschnittene Lage im Gebirge hatte Selge eine Jahrhunderte lange Unabhängigkeit. Faszinierend das 8500 Besucher fassende Theater, mitten in den Bergen gelegen. Wieder ein besonderer Ort in einer einsamen Gegend. Die Menschen hier leben vom kargen Ackerland und etwas Handarbeit. Auf den kleinen Getreidefeldern fliegen wieder die schönen Apollo-Osterluzeifalter, ein frisches Exemplar kann ich schön auf Coronilla orientalis festhalten.

Am Ende dieser langen Tour entdecken wir noch einen alten Friedhof bei dem Dörfchen Tasagil. Die Friedhöfe werden in der Türkei anders als bei uns nicht gepflegt, es werden auch keine Knollen von Orchideen ausgegraben. Wollen wir also interessante Orchideenarten finden, müssen wir Friedhöfe suchen. Dieser ist besonders ergiebig und mit zahlreichen Orchideen und Anemonen bewachsen, ein richtiges Kleinod. Auch wenn viele Orchideen auf Grund der tiefen Lage schon abblütig sind, ich freue mich besonders über diese schönen Funde.

Friedhof in Akseki
Friedhof in Akseki

Dienstag, 2.04.

Angeregt über die Orchideenfunde fahren wir hinauf in den Taurus nach Akseki. Der Friedhof dort ist für seine interessanten Orchideenarten bekannt. Leider ist es von dem vielen Pinienpollen sehr diesig, von der schönen Landschaft sehen wir nicht viel, wohl die tollen Blütenpolster aus Nelken, Gänseblümchen und Veronica.

Der Friedhof selber ist schnell gefunden, tausende von Traubenhyazinthen schmücken diesen idyllischen Platz. Seidelbast und andere Sträucher stehen in voller Blüte, ein warmer Ort in luftiger Höhe. Für die Orchideen sind wir allerdings zu früh, überall sind Rosetten der unterschiedlichen Arten zerstreut zu finden, das dauert hier bestimmt noch 4-6 Wochen. Dafür entdeckt Antje ein Gewimmel von Skinken. Diese flinken Reptilien stellen eine große Geduldsprobe beim Fotografieren dar, einfacher ist es dagegen eine kleine, einjährige Maurische Schildkröte aufzunehmen.

Wir verlassen Akseki wieder und halten unterwegs an einer ganz einfachen Hütte an, hier gibt es ganz frisch vom „Ofen“ Güzleme. Für nur 5 TL (=ca.2,50€) gibt es was zu trinken und lecker Essen.

Jetzt wird es auch einmal Zeit wenigstens ein paar Nachmittagsstunden am Strand zu verbringen, jedenfalls für Antje. Ich kämpfe mich durch das dahinter liegende Brachland und finde noch ein paar interessante Schmetterlinge. Der alexis-Bläuling (G. alexis) fliegt jetzt ganz frisch und in größerer Anzahl, auch der östliche Dukatenfalter (L. ottomanus), Wandergelbling (C. croseus), Wanderbläuling (L. boeticus), E. ausonia und andere Arten sind gut vertreten.

Hafen von Antalya
Hafen von Antalya

Mittwoch, 3.04.

Der Wetterbericht sagt heute nicht viel Sonne voraus, aber wir liegen immer noch 20 Grad über Erfurt. Also machen wir uns nach Antalya auf, für eine Stadtbesichtigung ist es heute ideal. Allerdings müssen wir uns erst durch das Verkehrschaos in Antalya kämpfen, so richtig weiß man nie wie viele Spuren ein Kreisverkehr hat, diese werden individuell erweitert oder verkleinert. Aber wir haben ja inzwischen Verkehrserfahrung und kommen gut klar.

Am Stadttor treffen wir auf Jusuf, einem Einheimischen, der vor 30 Jahren auch mal in Berlin gewohnt hat. Auch wenn wir mit Reiseführern gesättigt sind, so eine Führung von einem Insider ist doch etwas anderes und ein paar Euro ist uns das auf jeden Fall wert. So kommen wir zu Plätzen in der Altstadt und erfahren interessante Geschichten, die eben nicht in einem Reiseführer stehen. Beeindruckt sind wir von der alten Bausubstanz, den vielen aus Holz gebauten Stockwerken, aber auch vom Verfall vieler historischer Bauten. Nach einer Stunde Führung und Altstadtbummel genießen wir die Aussicht von einem Terrassenrestaurant mit Blick auf den historischen Hafen. Unmittelbar an der Stadtmauer findet sich auch der neu restaurierte Tekeli Konaklari, in osmanischen Zeiten die Residenz der Paschas von Antalya. 

 

Diesen erkunden wir anschließend mit einem gemütlichen Rundgang. Viele interessante Blicke werden frei auf einen der schönsten Häfen am Mittelmeer. So ist die kleine Iskele Camii auf Säulen über einer Quelle errichtet. Schließlich besuchen wir noch den Basar in der etwas hektischeren Neustadt und bewundern den Eisverkäufer mit seinem handgerührten Eis.

Donnerstag, 4.04.

Am vorletzten Tag werden wir von der Hotelmanagerin Martina erwartungsfroh gefragt: „Wo geht es heute hin?“. Kurz bin ich selber verwundert und sage: „Ins Hotel!“, schließlich haben wir ja "all inclusive" gebucht und ein paar Stunden Hotelleben sollten dann in 14 Tagen auch drin sein. Wir gehen den Tag also geruhsam an und wollen noch einmal die größere Umgebung vom Hotel abwandern.

Aber Mittag hält uns dann doch nichts mehr in Hotelnähe und wir wollen noch einmal in die Berge in ein typisches türkisches Dörfchen. Dazu fahren wir Richtung Alanya und biegen dann nach Gündogmus ab. Auch hier sind wir schon nach wenigen Kilometern in einer anderen Welt. Viele kleine Treibhäuser kennzeichnen einen kleinbäuerlichen Charakter der Gegend. Durch einsame Straßen gelangen wir schließlich nach Güzelbag. Ein typisches Bergdörfchen abseits des Tourismus, einsam gelegen und gerade deshalb noch sehr ursprünglich. Es ist gerade Markt, nur Männer sind auf den Straßen und Cafes zu sehen. Zwei Gemüsebauern und ein Fischhändler sind da, Opa kommt mit seinem mit Kräutern beladenen Esel und seinen drei Ziegen vom Berg herunter, die Zeit scheint stehen geblieben. Eine Wanderung entlang eines Feldweges eröffnet uns noch einmal herrliche Ausblicke auf die Küstenlinie bis Alanya mit den utopischen, riesigen Hotelanlagen. Aber auch Bananenplantagen prägen die Landschaft. Ein heranziehendes Gewitter lässt uns schließlich die Rückfahrt antreten.

Strand von Side mit Taurus
Strand von Side mit Taurus

Freitag, 5.04.

Unsere Abschlussfahrt führt uns noch einmal in das antike Side und den Sorgun-Wald. Der Regen in der Nacht hat die Luft wieder klar gewaschen und wir können uns an den schneebedeckten Bergen des Taurus mit den Orangenhainen und dem blauen Meer nicht satt genug sehen.

Im Sorgun-Wald wartet schließlich noch der Violette Dingel (Limodorum abortivum), der jetzt in Blüte stehen müsste. Aber es ist nicht einfach Pflanzen zu finden, tatsächlich sind die meisten noch in Knospe. Trotzdem finden wir eine schöne Gruppe und jetzt passen wir etwas mehr auf, wir verlaufen uns nicht mehr J.

Den Nachmittag lassen wir bei herrlichem Wetter am Hotelstrand ausklingen. So 1-2 Stunden kann auch ich im Urlaub im Liegestuhl verbringen, mehr braucht es aber auch nicht. Antje kann endlich den ersehnten Badeausflug machen, wie an der Ostsee zu alten Zeiten, Wassertemperatur 17Grad, Lufttemperatur 24 Grad. Ein schöner Abschluss eines erlebnisreichen Urlaubs.

Mit der Hotelanlage waren wir sehr zufrieden. Großzügige Zimmer, sehr freundliches und hilfsbereites Personal, eine fantastische Kinderbetreuung und herrliche Lage.

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Wolfgang (Sonntag, 21 April 2013 07:13)

    Hallo Wolfgang, toller Reisebericht - alleine die Schmetterlingsbilder waren sicher die Reise wert! Viele Grüße, und vielleicht sieht man sich ja mal wieder im Zeitzer Forst, Wolfgang

  • #2

    Birgid (Donnerstag, 25 April 2013 22:49)

    Den Reisebericht habe ich nicht ganz gelesen, aber die Photos dafür ausgiebigst genossen: phantastisch!!!

  • #3

    Sigrid (Samstag, 22 März 2014 11:58)

    Ein schöner Beitrag u.a. mit prima Fotos von ganz wundervollen Schmetterlingen. :-)

Auf der Suche nach dem Schwarzen Feldhamster

Frühling auf Madeira

April 2022

Aus dem Leben der Dachse

Ein Kranichtag auf dem Darß

Das Wallis - dem Himmel

ein Stück näher

Insekt des Jahres 2020

- der Schwarzblaue Ölkäfer

Pflanzen der Dolomiten

Faszination Hirschkäfer

Die Mondfinsternis vom

27. Juli 2018

Der Alpenbockkäfer - ein

Leben auf und im Totholz

Sommer-Orchideen
in Thüringen

Unterwegs im Damhirschrevier

Hirschbrunft im

Thüringer Wald

Der Honigdieb

Frühling im Sommer

Frühling auf Zypern

Die Regenmännchen im Laubwald

Zeit der Wespenspinnen

Murmeltiere in den Walliser Alpen (Teil2)

Beim König der Alpen – Steinböcke in der Schweiz

Bei Smaragdeidechse und Schmetterlingshafte

Frühblüher in Thüringen

Highlights aus 2014

12.12.2014

Istrien - Herbstimpressionen

Zürgelbaumfalter
Zürgelbaumfalter

26.09.2014:
Hirschbrunft
im Thüringer Wald

24.08.2014:
Murmeltiere in
den Walliser Alpen

16.08.2014

Bei den Zieseln im

Böhmischen Mittelgebirge

Europäischer Ziesel
Europäischer Ziesel

Herzlich willkommen auf meiner Homepage für Naturfotografie. Sollten Sie Interesse an meinen Bildern haben, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung. Die gezeigten Bilder sind nur ein Bruchteil des Bilderarchivs, vielleicht habe ich das gesuchte Objekt im Dia- oder Digiarchiv.

 

Bitte beachten Sie das copyright auf alle Fotos dieser Homepage!

All rights reserved. No publishing of any part of this site without permission.